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"Die schönsten Friedhöfe Münchens" ODER "Warum mir Friedhöfe keine Angst machen"

Aktualisiert: 8. Apr.



Neulich war ich wieder auf dem Waldfriedhof in München. Die Trauerfeier war vorbei, die Angehörigen standen noch leise beisammen. Und während ich so zwischen den Gräbern entlangging, dachte ich mal wieder:


Friedhöfe machen mir keine Angst. Noch nie.


Ganz im Gegenteil.


Diese Steine mit Namen und Jahreszahlen drauf – für mich strahlen sie eine Ruhe aus, die ich in mir selbst oft nicht finde. Ich liebe es, die Inschriften zu lesen und mir vorzustellen, wer diese Menschen wohl waren.


Susanne, 29 Jahre alt. Hat sie das Leben gefeiert? Oder war es eher von Krankheit geprägt? Von Sorgen und Nöten?

Max, 82 Jahre. War er ein Berg-Fan? Hatte er Lieblingswanderwege wie mein Opa?


Ich werde es nie wissen. Aber für einen Moment lebt ihre Geschichte in meinem Kopf weiter.


Jedes Mal, wenn ich als Trauerrednerin unterwegs bin, fahre ich extra ein bisschen früher los. Einfach, um noch einen kleinen Spaziergang über den Friedhof zu machen. Weil mir das guttut.


Natur, die mich beruhigt


Der Waldfriedhof ist riesig, überall Bäume. Und jedes Mal, wenn ich dort spazieren gehe, wird mir klar: Wenn ich mal sterbe, dann will ich auch genau da hin – zur Natur.


Man sagt ja, wir kehren irgendwann zurück zur Erde. Ich finde das tröstlich. Ich glaube nicht an Gott oder die Kirche, ich glaube ehrlicherweise, dass nach dem Tod nichts mehr ist. Das ist kein wirklich beruhigender Gedanke.


Menschen mit einem tiefen Glauben haben es oft leichter, mit Verlust umzugehen. Ich beneide sie manchmal darum. Aber ich weiß, dass viele so fühlen wie ich. Sich fragen: Und was, wenn danach einfach nichts ist?


Aber dann sehe ich diese Bäume. Diese riesigen, tief verwurzelten Riesen, die alles überdauern. Und in ihnen finde ich ein kleines Stück Glauben – nicht an den Himmel, aber an die Natur. An das, was bleibt. Und genau dorthin will ich zurück.


Friedhöfe sind nicht für die Toten


Ich war schon auf so vielen Friedhöfen – in München, in Landshut, am Chiemsee. Jeder hat seinen eigenen Vibe. Der Waldruh in Dietramszell hat mich besonders beeindruckt. Ein kleiner See in der Mitte, überall Bäume – richtig schön.

Die Waldruh ist für mich deshalb so schön, weil es Natur pur ist. Wir kehren zur Natur zurück, da, wo wir herkommen.

Immer, wenn ich durch die Waldruh spaziere, kommt ganz tiefer innere Ruhe auf. Ich höre nur noch das Rascheln der Baumgipfel, das Zwitschern der Vögel und meine eigenen Schritte.


Und das zeigt: Friedhöfe sind eigentlich gar nicht für die Verstorbenen da. Sie sind für uns, die zurückbleiben. Damit wir einen Ort haben, an dem wir unsere Trauer "ablegen" können. Unsere Rituale leben. An Muttertag einen Strauß Blumen vorbeibringen dürfen. Das fühlt sich dann so richtig an. In der Fachsprache heisst das "die Trauer verorten".




Mehr Feiern, weniger Schweigen?


Ich wünschte manchmal, wir könnten mit dem Thema Tod etwas lockerer umgehen. So wie in Mexiko. Kennt ihr den Film Coco? Da wird auf den Friedhöfen gefeiert, gelacht, getanzt.

Bei uns? Ist man leise. Und das ist auch okay. Weil Trauer und das Vermissen oft leise ist. Aber wäre es nicht schön, wenn es manchmal auch anders sein dürfte?


Ich gehe kaum ans Grab meiner Familie. Nicht, weil ich sie nicht vermisse. Sondern weil ich sie woanders spüre:

Beim Kochen, bei einem Glas Weißwein, den ich auf dem Balkon trinke. In den Bergen, wenn ich auf dem Gipfel stehe, meine Brotzeit auspacke und herzhaft in ein hartgekochtes Ei beiße.

Meine Oma dagegen? Die brauchte das Grab. Das Pflegen, das Besuchen. Das war ihr Ritual.

Und genau das liebe ich an Friedhöfen. Nicht die Gräber selbst, sondern die Geschichten dahinter. Die Erinnerungen.


Ich mag es, dass ich so viele verschiedene Friedhöfe kennengelernt habe, seit ich Trauerrederin bin. In München, in Landshut, in Pfaffenhofen, am Chiemsee. Jeder Friedhof ist auf seine Weise schön.


Ein Friedhof bei mir ums Eck – der "Planegger Friedhof"" - ist zwar nicht riesig, aber auch sehr schön. Manchmal jogge ich da durch. Am Anfang fühlte sich das irgendwie falsch an. So, als müsste ich langsamer werden, leiser sein. Aber mittlerweile? Fühlt es sich ganz normal an. Ich kenne die Grabsteine, weiß genau, wann das Licht am schönsten durch die Bäume fällt, kenne jede kleine Abzweigung. Irgendwie ist er mir vertraut geworden – fast wie ein alter Freund, der einfach da ist.


Ich merke, ich verbinde Friedhöfe nicht mehr nur mit Trauer , sondern auch mit ganz viel Leben. Mit vielen Geschichten, mit Natur, mit Momenten der Stille, die irgendwie guttun.


Und im Grunde sind sie gar nicht so düster, wie wir immer denken – sondern eher Orte, an denen man durchatmen kann.


Warst du schon mal auf einem Friedhof, einfach so? Ohne Grund, ohne „müssen“? Vielleicht zum Spazieren, zum Nachdenken oder einfach, um mal was Neues zu fühlen. Wenn nicht, probier es doch gern mal aus.


Deine Hanna



Ich habe das Thema auch auf meinem YouTube-Kanal beleuchtet, hüpft gern vorbei, ich freue mich!





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