Echte Hochzeiten feiern – und warum ich fast keine mehr machen wollte
- hannalabita80
- 10. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juli

Heute möchte ich mal über ein ganz anderes Thema sprechen: soziale Medien und Hochzeiten. Und wie diese Hochzeiten auf den sozialen Medien dargestellt werden.
Als ich meine Karriere als freie Rednerin startete, wollte ich eigentlich NUR als Trauerrednerin arbeiten. Einfach, weil das Thema Trauer mein Steckenpferd ist. Ich bin ausgebildete Trauerbegleiterin, und das fühlte sich richtig an. Ich hatte keine Angst davor, die schweren Gefühle auszuhalten. Ganz im Gegenteil – ich fühlte mich wohl in dieser Welt. Es war vertraut. Es war mein Element.
Aber dann kamen die Hochzeiten in mein Leben...
Anfangs war ich sehr skeptisch.
Meine ersten Hochzeits-Meetings mit anderen Dienstleisterinnen und Dienstleistern verstärkten diese Skepsis nur noch. Ich traf unheimlich sympathische und engagierte Menschen, die alles dafür taten, den Paaren einen unvergesslichen Tag zu bereiten. Aber ich fühlte mich fehl am Platz.
Mein Leben, mein Beruf, mein Fokus drehte sich um Sterben, Tod und Trauer. Es ging um verwaiste Eltern, die versuchten, den Schmerz zu überstehen, nicht unterzugehen.
Und dann ging es plötzlich um die perfekte Tischdecke. Die richtige Farbe. Die passende Deko. Es fühlte sich komisch an. Fremd. Die Diskrepanz war zu groß. Zu viel Schönes, zu viel Oberflächliches.
Und die Kosten einer Hochzeit? Wahnsinn. Auch wir Dienstleister – mich eingeschlossen – sind ein Teil davon. Es war so so teuer.
Und dann gab es noch die sozialen Medien...
Die Plattformen, die alles größer, schneller und teurer machten. Es war der typische "höher, schneller, weiter"-Gedanke. Die Vorstellung, 20.000€ und mehr für einen einzigen Tag auszugeben, wurde immer normaler.
Ich war wirklich kurz davor, Hochzeiten aus meinem Portfolio zu streichen. Der Druck war riesig, das Bild, das man vermitteln sollte, fühlte sich zu glatt und zu unecht an.
Aber dann kam der Moment, in dem ich inne hielt. Weil ich mir bewusst machte, um was es eigentlich geht, sowohl bei Trauer als auch bei Hochzeiten. Um die LIEBE. Aber ich wollte das für mich anders leben. Weniger perfekt. Echter.
Ich änderte meinen Instagram-Style. Ich wurde mutig, ehrlicher. Erzählte auch mal von den Tiefen in meiner Ehe. Dass mein Mann und ich schon auch öfter mal streiten.
Ein ehrlicher Post, echte Reaktionen – und der Beginn, echte Hochzeiten zu feiern
Und ich gab zu, dass ich zum zweiten Mal verheiratet bin. Dieser Post war ein Gamechanger für mich. (Der Post ist übrigens mittlerweile rausgenommen von mir, weil ich aus musikrechtlichen Gründen die Inhalte neu aufbereiten musste.)
Aber was passierte?
Plötzlich meldeten sich Kolleginnen, die auch schon geschieden waren und sich genauso fühlten wie ich. Ein bisschen "unecht" in der Wedding-Bubble. Wie Mogelpackungen. Weil man den Stempel "Scheidung" hatte. Die haben mich angeschrieben, weil sich sich in meinem Post erkannt hatten. Und sich nicht mehr allein fühlten. Allein mit ihrem "Stempel" :-)
Es meldeten sich Paare, die zum zweiten Mal JA sagen wollten, aber es nicht öffentlich zugeben wollten. Sie nahmen Kontakt zu mir auf, weil sie wussten, dass ich sie nicht verurteile. Ich bin ja im gleichen Boot. Natürlich hätte auch jemand anderes, der nicht geschieden ist, diese Paare nicht verurteilt. Aber unwillkürlich projiziert man das eigene Gefühl auf andere. Und gerade bei so einem sensiblen Thema wie der zweiten Hochzeit ist diese Projektion oft stärker, als wir denken.
Was echte Hochzeiten feiern für mich nicht bedeutet
Und plötzlich hatte ich genau die Paare, die zu mir passten
Paare, bei denen ich das Gefühl hatte, verstanden zu werden.
Paare, die wie ich eher entspannt an die Sache herangingen, die mit vollem Herzen dabei waren und für die es nicht nur um die perfekte Tischdecke ging.
Und plötzlich hatte ich Freude an den Hochzeiten. Denn es waren so ECHTE Hochzeiten. Ich war mit vollem Engagement dabei. Und bei fast jedem Paar dachte ich: ‚Ja, sie schaffen das!‘ Denn bei diesen Paaren ging es nicht um den perfekten Tag. Sie hatten die wahre Bedeutung des Festes erkannt: Es geht darum, dass sie sich liebhaben, sich gefunden haben – und das ist das Wesentliche
Was will ich damit sagen?
Hochzeiten sind fantastische Feste. Denn am Ende feiern wir die Liebe. Aber wir dürfen nie vergessen, was wirklich zählt: Es geht um die Liebe, nicht um das Drumherum.
Eure Hanna
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