In der Trauer Trost finden: warum die Natur hilft - Worte Deiner Trauerrednerin
- hannalabita80
- 20. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Die Tage werden kürzer, die Luft kühler – und dann schleicht sich da diese Traurigkeit ein.
Diese Traurigkeit, die ohnehin immer irgendwie bei uns ist, seit wir diesen Menschen verloren haben.
Die Traurigkeit, von der wir dachten, wir hätten sie schon ein Stück weit verarbeitet.
Wir dachten, wir wüssten, dass sie in bestimmten Momenten immer wieder aufflammt. Aber wir fühlten uns ein bisschen sicher. Wir wissen: wir können auch langsam wieder lachen, fröhlich sein.
Wir dachten, wir hätten sie irgendwie unter Kontrolle.
Und dann ist Herbst. Und mit ihm kommt die Traurigkeit – diesmal anders. Präsenter, latenter. Lachen fällt schwerer.
Sie sitzt mit am Frühstückstisch, liegt schwer auf der Brust, flüstert: „Ich bin wieder voll da.“
Viele Menschen erzählen mir, dass der Herbst und auch der Winter für sie besonders schwer sind, wenn sie jemanden verloren haben.
Weil es draußen dunkler wird.
Weil die Sonne sich rar macht.
Weil man plötzlich so viel Zeit mit sich selbst und seinen Gedanken verbringt.
Weil unsere Welt sich wieder mehr im Drinnen abspielt.
Dieses Gefühl, dass die Welt ein bisschen stiller wird – das ist oft das, was weh tut.
Weil wir dann allein sind. Mit unserer Trauer. Mit unseren Erinnerungen. Mit diesem dumpfen Schmerz, der irgendwo im Bauch oder in der Brust sitzt und einfach nicht weichen will.
Warum der Herbst so weh tun kann
Eigentlich ist es ganz logisch: der Herbst steht für Vergänglichkeit. Für Abschied. Für das Loslassen.
Die Blätter fallen, die Natur zieht sich zurück, um neue Kraft zu sammeln.Aber das sehen wir oft nicht. Wir sehen nur das Verblassen, das Welken, das Ende. Und genau das triggert unsere Trauer.
Hinzu kommt: weniger Tageslicht senkt den Serotoninspiegel – das sogenannte Glückshormon. Wir sind müder, gereizter, anfälliger für Stimmungstiefs.
Das ist keine Einbildung – das ist pure Biologie.
Und wenn dann noch Trauer dazukommt, also eine seelische Wunde, die sowieso schon schmerzt, dann kann es sich anfühlen, als würde alles gleichzeitig schwerer werden.
Wenn Traurigkeit Raum einnimmt
Manchmal hilft es, die Traurigkeit einfach da sein zu lassen. Nicht zu kämpfen. Nicht wegzuschieben.
Sie gehört genauso zu uns wie Freude. Und sie darf Raum einnehmen.
Denn da, wo Licht ist, ist auch Schatten. Da, wo viel entsteht, braucht es auch Zeiten, um still zu werden, nachzudenken, zu fühlen.
Diese stillen Momente – so unangenehm sie manchmal sind – können unglaublich wertvoll sein. Manchmal sind sie sogar heilsam.
Als freie Trauerrednerin und Trauerbegleiterin wird mir das immer wieder von Familien erzählt: dass der Herbst so schwer zu ertragen ist. Die dunkle Zeit wird sie auch genannt, zusammen mit dem Winter.
Aber während mir die Familien das erzählen, spüre ich etwas. Wenn ich dasitze und zuhöre – nämlich, wie sich etwas verändert. Wie sich Trauer verwandelt, wenn die Familien anfangen zu erzählen. Ihre Trauer öffnen. In Worte fassen.
Dann wird aus Trauer Liebe. Liebe – und Dankbarkeit.
Was wirklich helfen kann oder wie wir in der Trauer Trost finden können
Wenn du trauerst, ist es wichtig, dich gerade in der dunklen Jahreszeit nicht völlig zu isolieren. Suche Menschen, die verstehen, wovon du sprichst. Ich persönlich bin ein großer „Fan“ von Selbsthilfegruppen –weil man dort Menschen findet, die genau wissen, wie es dir gerade geht.
Die wissen, wie es sich anfühlt, morgens aufzuwachen und zu spüren, dass jemand fehlt.
Das Gefühl, nicht allein zu sein mit all dem, kann unglaublich entlastend sein.
Für mich persönlich ist genau das der Grund, warum ich nicht „nur“ Rednerin bin, sondern auch Trauerbegleiterin in München bin.
Ich möchte Familien, ich möchte Euch ganzheitlich begleiten –nicht nur an dem einen Tag der Abschiedsfeier, sondern auch davor, mittendrin und danach.
Kleine Dinge, die Kraft geben
Ich weiß, dass es immer die gleichen Ratschläge sind, wenn man danach googelt oder sich mit Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleitern und Psychologinnen und Psychologen unterhält. Es wird von den kleinen Dingen gesprochen, die helfen. Die uns ein bisschen Sonne ins Herz zaubern sollen.
Wie ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Tee mit einer guten Freundin oder einem lieben Freund. Tageslichtlampen oder Kerzen – Licht.
Aber unabhängig von diesen Tipps, hilft auch einfach nur Weinen. Alles rauszulassen. Oder zu schreien. Die Wut darüber zuzulassen, dass unser Mensch, den wir so lieb hatten, sterben musste. Oder auf ein Kissen einschlagen.
Manchmal hilft auch Sport – sich auszupowern, bis man nicht mehr kann. Oder einfach mit einer Tafel Schokolade vor dem Fernseher Serien schauen. Die Welt und den Schmerz kurzzeitig aussperren.
Und mir hilft es auch, den Herbst BEWUSST mit anderen Augen wahrzunehmen: seine orangenen und gelben Blätter zu betrachten, die Kastanien am Boden aufzusammeln und mir zu sagen: „Hey, die Natur lässt Altes los, um Neues zu schaffen.“
Und ein bisschen darf ich von der Natur etwas übernehmen. Ich darf auch was loslassen. Nicht meinen Menschen, aber ein bisschen meinen Schmerz, meine Wut –und darf Neues erschaffen: meinen Blick auf die schönen Dinge, die ich mit meinem Menschen erlebt habe. Die Momente, in denen wir gelacht haben.
Vielleicht schreibe ich sie mir auch auf. Vielleicht erzähle ich sie einer Freundin.
Aber ich halte sie fest, diese Momente.
Der Herbst meint es eigentlich gut mit uns
Der Herbst lehrt uns, dass das Leben weitergeht, auch wenn unsere Welt stillsteht. Er zeigt uns, dass wir durch Schmerz neue Kraft entwickeln können.
Der Herbst erinnert uns daran, dass alles vergeht –und dass darin auch ein Stück Hoffnung liegt.
So wie die Natur sich zurückzieht, um im Frühling wieder aufzublühen, dürfen auch wir still werden, loslassen und Kraft sammeln.
Und genau das ist es, was ich in meiner Arbeit als Trauerrednerin und Begleiterin so oft sehe: inmitten von Abschied entsteht auch immer wieder Leben. Neue Verbindung. Neue Kraft.
Manchmal ist genau das die größte Form von Heilung. Und so dürfen wir in der Trauer Trost finden.
Wenn Ihr in München und Umgebung eine Trauerrednerin sucht und Euch in Eurem Schmerz begleiten lassen möchtet, meldet Euch gern bei mir. Ich bin für Euch da.
Eure Hanna




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