"Wann hört das endlich auf?" Trauer hört nicht auf – die ehrliche Antwort einer Lebensrednerin.
- hannalabita80
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit

Das ist wohl eine der häufigsten Fragen, die mich als Trauerrednerin München erreicht – in Gesprächen, in Mails oder nach einer Trauerfeier: „Wann hört das endlich auf?“
Dieser Schmerz. Dieses Loch im Bauch. Diese Leere, die einfach nicht weggeht, egal wie viele Wochen oder Monate schon vergangen sind.
Und ich verstehe diese Frage so gut.
Weil Trauer wirklich anstrengend ist. Auch körperlich anstrengend und erschöpfend. Sie laugt regelrecht aus.
Weil sie alles auf den Kopf stellt – den Alltag, das Denken, das Herz.
Weil sie sich anfühlt, als hätte jemand den Boden unter den Füßen weggezogen, und man versucht, irgendwie wieder stehen zu lernen. Ich persönlich finde am Schlimmsten dann immer das Aufwachen am Morgen. Ich habe dann oft "vergessen", was geschehen ist, und dann holt mich die Trauer blitzschnell ein.
Trauer hört nicht auf – sie verändert sich
Trauer hört nicht auf. Aber sie wird anders. Sie ist am Anfang laut, roh, alles durchdringend. ÜBERWÄLTIGEND auf eine schlimme Art.
Später wird sie stiller, leiser – aber sie bleibt ein Teil von dir.
Ich sage das oft in den Gesprächen mit Familien:„Sie wird nicht kleiner. Du wächst nur mit der Zeit ein bisschen über sie hinaus.“
Das ist kein Trost im klassischen Sinn, aber eine Einladung: nicht dagegen anzukämpfen, sondern mit der Trauer zu leben.
Du darfst traurig sein. Auch noch nach Jahren.
Viele glauben, sie müssten „irgendwann damit durch“ sein. Weil Freunde sagen: „Es ist doch jetzt schon zwei Jahre her.“
Oder weil man selbst denkt, „Ich müsste doch längst wieder funktionieren.“
Aber Trauer hat kein Ablaufdatum. Sie klopft manchmal leise an, wenn du Musik hörst, die er geliebt hat. Oder wenn du den Geruch von frisch gemähtem Gras riechst, und plötzlich bist du wieder da – mitten in der Erinnerung.
Das ist nicht Rückfall. Das ist Liebe. Nur in einer anderen Form. Liebe, die dich traurig macht. Aber für die wir auch dankbar sein dürfen, weil wir geliebt wurden, selber lieben durften. Weil wir vielleicht so einen tollen Papa hatten, so eine warmherzige Oma.
Trauer ist kein Fehler, sondern ein Zeichen
Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft anders auf Trauer schauen. Sie ist kein Zustand, den man „überwinden“ muss.
Sie ist ein Beweis dafür, dass da etwas war, das wichtig war.
Trauer zeigt, dass du verbunden warst. Dass du lieben durftest. Dass jemand Spuren hinterlassen hat, die nicht verblassen – und das ist etwas Wunderschönes, auch wenn es weh tut.
Mir hilft dieser Satz: „wenn du weinst, dann nicht, weil etwas kaputt ist. Sondern weil etwas da war, das große Bedeutung hatte.“
Meine Rolle als Trauerrednerin
Ich begegne Menschen meist genau in dieser ersten, rohen Zeit.
Wenn alles noch zu viel ist. Wenn sie nicht wissen, was sie sagen oder tun sollen.
Und genau dann bin ich da. Ich helfe, Worte zu finden – nicht, um die Trauer kleiner zu machen, sondern um ihr Raum zu geben. Weil dieser Raum so wichtig ist.
Manchmal sitze ich bei einem Trauergespräch und spüre, dass die Tränen endlich fließen dürfen. Und dann sage ich: „Lass die Tränen raus. Das ist gut so.“
Denn genau da beginnt oft der Wandel: wenn man aufhört, gegen diesen Schmerz zu kämpfen – und ihn stattdessen einfach da sein lässt. Auch wenn man glaubt, er zerreisst einen innerlich.
Wenn die Familie es möchte, begleite ich sie auch nach der Feier weiter. Oft passiert es auch genau automatisch. Ich bin mit vielen meiner Familien noch in Kontakt. Ganz liebevoll. Weil es sich falsch anfühlt, nach der Trauerfeier einen "Cut" zu haben. Weil ich mit der Lebensgeschichte des Menschen dann nicht einfach abschliesse. Weil mich mit der Familie ein Band verbindet. Ich war im größten Schmerz an ihrer Seite. Das endet nicht einfach.
Und mir ist auch bewusst: der Abschied ist der Anfang. Nicht das Ende.
Du musst sie nicht loslassen – nur anders halten
Irgendwann kommt dieser Moment, da spürst du: es tut nicht mehr so allumfassend, lebensverändernd weh, dass sie fehlt –sondern du bist dankbar, dass sie da war.
Das ist der Punkt, an dem sich die Trauer verwandelt. Sie bleibt, aber sie begleitet dich.
Wie ein Stein in der Hosentasche – du spürst ihn, aber du kannst weitergehen.
Und genau das ist es, was ich mir für die Menschen wünsche, die ich begleite: dass sie lernen, die Trauer nicht loszulassen, sondern anders zu halten.
Ich bin da – zum Zuhören, zum Schweigen, zum Aushalten. Damit du eines Tages mit einem Lächeln an die Narbe deiner Trauer fassen kannst.
Deine Hanna
P.S.: Das Band der Liebe hört nie auf – es verändert sich nur ein bisschen. Es bleibt. Anders, aber da.
Ich begleite dich, wenn Worte fehlen. Wenn du jemanden brauchst, der das Leben deines Menschen nochmal liebevoll in den Mittelpunkt stellt. Ehrlich, warm, so wie es war.
Als Lebensrednerin bin ich an deiner Seite – am Anfang, wenn alles noch so roh ist. Und vielleicht auch ein Stück danach. Weil die Liebe bleibt. Und weil Abschied auch Anfang bedeutet.
Wenn du dir eine Trauerfeier wünschst, die echt ist und das Leben feiert, dann freue ich mich auf deine Nachricht.




Wunderbar geschrieben!