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Von der ersten Rede bis heute: Warum ich Freie Rednerin in München bin

Hanna Labita Freie Rednerin München

Diese Frage wird mir sehr oft gestellt. Und ich kann sie gar nicht so klar beantworten.


Ich habe drei sehr nahe Familienmitglieder beim Sterben begleitet – meinen Opa und zwei Omas. Dazu muss ich sagen, dass ich mit meinem Opa und einer Oma im Haus aufgewachsen bin. Sie waren wie zweite Eltern für mich. Mittags hat uns – meine kleine Schwester und mich – unsere Oma immer mit warmem Essen erwartet. Sie war diejenige, die uns heimlich fernsehen ließ, wenn Mama es schon längst verboten hatte.


Und mein Opa? Der hat bei uns Enkelinnen immer beide Augen zugedrückt. Im Grunde konnten wir bei ihm nichts falsch machen.


Die dritte Oma habe ich nicht so oft gesehen, aber ich war ihr am ähnlichsten – im Aussehen, im Denken. Und in den letzten zwei Jahren habe ich zweimal täglich mit ihr telefoniert. Einfach, weil ich das geliebt habe. Und sie sowieso.


Und diese Menschen mussten dann gehen …Zufälligerweise war ich bei allen dreien „da“.

Ich – die in unserer Familie am wenigsten mit dem Sterben (körperlich) zu tun hatte, die als Einzige nicht im medizinischen Bereich arbeitete.


Meinen Opa und meine eine Oma beim Sterben zu begleiten, war friedlich.

Sie waren bereit.


Die dritte Oma allerdings – sie war nicht bereit. Sie wollte noch nicht gehen.

Ich muss immer an den Satz meiner Schwester denken:„Sterben kann wie eine Geburt sein – nur rückwärts.“

Meine Schwester und ich haben ihr die Hand gehalten, ihr versichert, sie darf gehen …Aber so einfach war das für sie nicht.

Ein Jahr, nachdem diese Oma – der dritte Mensch für mich – gestorben war, bekam mein Mann einen schweren Herzinfarkt. Unser Baby war damals vier Monate alt. Er hat zum Glück überlebt. Er war jung, sportlich – und trotzdem ist es passiert.


Das hat viel gemacht mit mir. Mit uns als Familie. Als Paar.


Und wieder ein Jahr später erkrankte meine Mama schwer.

Wieder wurde unser Leben auf den Kopf gestellt. Sie war auch meine Stütze gewesen, als mein Mann so krank war. Ich bin mit unserem Baby zu ihr gezogen, damit wir den Alltag gemeinsam schaffen konnten.


Angst vor dem Sterben

Und ich habe gemerkt: Ich bekam Angst. Angst vor dem Tod. Ich war überzeugt: mir stirbt jeder weg, der mir etwas bedeutet.

Ich hatte Angst, dass unser Kind allein aufwachsen muss – weil auch mir etwas passieren könnte. „Das passiert anderen“ – das funktionierte für mich nicht mehr.


Ich bin ein Mensch, der nicht davonläuft, sondern die Konfrontation sucht. Und auch hier habe ich beschlossen, die Konfrontation zu suchen: mit dem Tod.


Ich habe mich kurzerhand zu einer einjährigen Ausbildung zur Trauerbegleiterin angemeldet.


Mit 15 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die zum Teil sehr große Schicksalsschläge erlebt hatten: Eltern, die ihre Kinder verloren hatten. Partner und Partnerinnen, die ihre Liebsten betrauerten.


Ein Jahr lang waren wir der Trauer ausgesetzt. Haben uns selbst fast therapiert. Haben Methoden gelernt, mit Ängsten umzugehen.


Und ich war ziemlich stolz, als ich das Abschlusszertifikat in der Hand hielt.


Ein Jahr später. Einige Trauerbegleitungen später.

Auf dem Weg zu einer Freundin habe ich einen Podcast im Auto gehört.

Ich weiß noch: es hat geregnet. Die Scheibenwischer machten dieses laute „Klack-Klack“.


Der Podcast handelte vom Sterben und Leben.Zwei Frauen aus Berlin haben auf recht unterhaltsame Weise über den Tod gesprochen.Und sie hatten einen Gast: eine Trauerrednerin.

Die erzählte von ihrem Alltag, von ihren Trauerfeiern, wie sie mit Angehörigen spricht. EWas das alles mit ihr macht.


Und es hat Bumm gemacht

Ich wusste: das ist es. Das ist es, was ich machen will.

Ich habe diese Rednerin sofort gegoogelt. Wir haben telefoniert.Und ich durfte ihr Löcher in den Bauch fragen.

Und so schnell konnte ich gar nicht schauen – da war ich schon angemeldet.

Voller Energie und Begeisterung war ich dabei. Habe gelernt, recherchiert, unheimlich viel Arbeit reingesteckt. Neben meinem Vollzeitjob, neben Familie. Aber ich habe von Anfang an gespürt: Das ist es. Ich wurde Freie Rednerin in München.


Und meine Ausbildung als Trauerbegleiterin?

Die passt perfekt dazu.Denn ich habe es täglich mit Angehörigen zu tun. Mit viel Trauer. Mit viel Liebe. Mit viel Vermissen und vor allem Empathie. Und da hilft mir mein Wissen sehr.


Hochzeiten? Mach ich auch als Freie Rednerin in München

Aber das war anfangs ungewohnt. Das dürft ihr gerne HIER nachlesen – so ungewohnt, dass ich einen eigenen Blogartikel draus gemacht habe. 😉


Seither hatte ich viele Zeremonien. Hochzeiten UND Trauerfeiern!

Und ich liebe es. Weil ich sehe, dass ich etwas bewirken kann.


Bei Hochzeiten kann ich die Liebe feiern, und wie!

Bei Trauerfeiern kann ich den Verlust nicht leichter machen. Aber ich muss ihn auch nicht noch schwerer machen. Ich habe die Möglichkeit, auf ein Leben dankbar zurückzublicken –und es so in Worte zu fassen, dass die Familien das Schöne darin sehen. Nicht nur das Traurige.


Und weißt du was? Hochzeiten und Trauerfeiern sind gar nicht so verschieden.

Denn bei beiden geht es eigentlich immer um eines: um die Liebe.

Um das, was wir bei anderen Menschen hinterlassen.


Ich hätte mir diesen Weg nie ausgesucht – aber er hat mich gefunden.

Und heute bin ich dankbar dafür.

Für all die Geschichten, die ich erzählen darf.

Für all die Menschen, die mir vertrauen.

Und für die Liebe, die in allem steckt – selbst im Abschied.


In diesem Sinne, danke fürs Lesen!

Eure Hanna


Wenn Euch das Thema generell interessiert, hier habe ich meinen "Werdegang" in einem sehr persönlichen YoutTube-Video festgehalten:



10 Kommentare

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Tina
10. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Was für berührende Worte. So viel Stärke und echtes Einfühlen <3

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Sabine
09. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Es freut mich so sehr, dass Du diesen, DEINEN Weg gefunden hast. Wenn man Deinen Artikel liest spürt man, mit wie viel Herz Du dabei bist. Du machst das großartig

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Juliane
08. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Hanna ist eine besondere Person, die mit viel Herz und Hirn die richtigen Worte findet.

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Danke Dir, liebe Juli!

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Nina
08. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Du machst das mit so viel Liebe fürs Detail und die Menschen - und das ist sowohl beim Heiraten als auch beim Trauern unendlich wichtig. Ich bin froh, dass du diesen Weg gegangen bist, denn deine Begleitung ist für viele Menschen eine wichtige, professionelle und dennoch empathische Unterstützung.


Bleib wie du bist und hör weiter auf dein Herz!

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Danke dir, liebe Nina für deine lieben Worte.

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Lena
08. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

So einfühlsam

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🥰

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